Wie der untenstehende Leserbrief aus dem heutigen STANDARD zeigt, sind sich inzwischen auch die Schüler der Problematik der vertiefenden mündlichen Matura im Gymnasium bewußt. (Die anderen AHS-Formen trifft es nicht, die landen höchstens dort, wo das Gymnasium immer schon war, nämlich bei 8 Stunden WPF - oder gar 10.)

Weniger klar dürfte es den Schulpartnern sein, wie die Antwort auf dieses Dilemma lautet. - Ich wage mal eine Prognose:

Eine Sonderregelung fürs Gymnasium wird es nicht geben, weil "mit den bestehenden Vorschriften das Auslangen gefunden werden kann", sprich: es muß ja niemand die kürzlich publizierte Stundentafel des Ministeriums übernehmen, jede Schule kann bekanntlich eigene Schwerpunkte setzen. Im Klartext heißt das z.B.: zwei Turnstunden weniger, und die Schüler im Gymnasium können wieder so maturieren, wie sie es gewohnt sind.

Das Perfide daran ist, daß der SGA durch die unzumutbare Verschlechterung bei der mündlichen Matura (die Variante, die bisher die Mehrheit der Schüler gewählt hat [nämlich ein erweiterndes WPF mit 6 Stunden + ein vertiefendes WPF mit 2 Stunden = Maturafach] geht plötzlich nicht mehr) auch gegen seinen Willen gezwungen wird, Schulstunden zu kürzen. Die Schulen werden gezwungen sein, selber darüber zu entscheiden, ob sie eine Hand oder eine Fuß amputiert haben wollen.

So sieht Autonomie à la Gehrer aus!

Erich Wallner



    LESERSTIMMEN    

Schulstundenkürzung: ... kontra

Liebe "Bildungsministerin" Gehrer! Ihr Engagement, sich für uns einzusetzen, ist sehr erstaunlich. Im Gegensatz zu vielen anderen Politikern denken Sie nicht nur an das Geld, sondern auch an uns. Denn Sie wollen uns "entlasten". Doch leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihr Angebot nicht annehmen können. Ist es wirklich entlastend, wenn Stunden gekürzt werden, der Lehrstoff aber gleich bleibt? Besonders in Hauptfächern, wie z. B. Latein, Mathematik oder Französisch, haben die Kürzungen zur Folge, dass wir mehr zu Hause lernen müssen. Das betrifft vor allem nicht so gute Schüler. Ein weiteres großes Problem sind die Kürzungen innerhalb der Wahlpflichtfächer. Ein Schüler, der das Gymnasium besucht, kann nur mehr sechs Stunden mit Wahlpflichtfächern belegen. (Sprachen nehmen sechs Stunden in Anspruch, sind aber nicht maturafähig.) Wenn wir also vertiefend maturieren wollen, was zurzeit die meisten SchülerInnen tun, so können wir unsere Wahlpflichtfächer nicht mehr frei wählen, sondern müssen die nehmen, die auch maturafähig sind. Wir finden, dass die Stundenkürzungen nicht zur Entlastung beitragen, sondern zur Verschlechterung unseres Bildungsniveaus. Müssen wir irgendwann für eine solide Grundausbildung zahlen? Wohin soll das denn führen? Genau diese Frage haben wir den SchülerInnen der Stubenbastei gestellt. Es hat sich gezeigt, dass 449 von 640 SchülerInnen gegen die Stundenkürzungen sind. Können Sie, Frau Ministerin, es verantworten, solche Zeichen zu ignorieren? Wir fordern: Reform des Lehrstoffes, mehr Wahlmöglichkeiten bei der Stundenbelegung und Förderung der öffentlichen Schulen!
SchülerInnen des
Gymnasiums Stubenbastei,
1010 Wien


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